Unter Mitarbeiterbindung versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, Teil des Unternehmens zu bleiben. Eines der operativen Ziele von Unternehmen ist es, die Mitarbeiterfluktuation zu verringern, indem sie eine feste Belegschaft – gut ausgebildete, kompetente und talentierte Mitarbeiter – an sich binden. Das Team ist das Rückgrat der Firma, mit dem sie ihre Ziele erreichen kann, daher sollten die Mitarbeiter wie eine besonders wertvolle Ressource behandelt werden.
In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die folgenden Fragen:
- Warum ist Mitarbeiterbindung wichtig?
- Welche Folgen hat eine vernachlässigte Mitarbeiterbindung?
- Bindungsstrategien, um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten
Warum ist die Mitarbeiterbindung so wichtig?
Aus unternehmerischer Sicht gilt eine Mitarbeiterbindung von 90 % als guter Richtwert. Natürlich hängen die genauen Zahlen von vielen Faktoren ab und können von Unternehmen zu Unternehmen, von Branche zu Branche und von Markt zu Markt variieren. In jedem Fall ist es für ein Unternehmen vorteilhafter, eine möglichst dauerhafte und gesunde Beziehung zu den eigenen Mitarbeitern zu pflegen. Wertvolle Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, bedeutet weniger Einstellungsverfahren und somit geringere Kosten, die damit einhergehen, einschließlich der Einarbeitung. Neue Mitarbeiter einzustellen und einzuarbeiten ist schließlich mit höheren direkten Kosten verbunden, die sich auf die Leistung und Marktposition eines Unternehmens auswirken können. Weniger gut ausgebildete Mitarbeiter führen häufig zu langsameren betrieblichen Abläufen. Außerdem steigt das Risiko von Fehlern, Pannen und ungeplanten Ausfallzeiten, die unnötige Kosten verursachen.
Eine hohe Fluktuationsrate bedeutet eine Abwanderung von Know-how, negative Veränderungen des Arbeitsklimas und oft auch einen Imageschaden für das Unternehmen. Eine übermäßige Fluktuation wirkt sich auch negativ auf die Mitarbeiter aus, da sie mit ständigen Veränderungen und fehlenden dauerhaften Beziehungen innerhalb des Teams zu kämpfen haben.
Als Antwort auf diese Missstände ist die Mitarbeiterbindung eine der wichtigsten Prioritäten für Führungskräfte, die sich um die betriebliche Kontinuität kümmern, oder sie sollte es zumindest sein.
Strategien zur Mitarbeiterbindung
Oder: Bleiben Sie bei uns, es wird toll, versprochen!
Leider lassen sich mit solchen Versprechungen allein die Mitarbeiter nicht in der Firma halten. Erst recht nicht damit allein. Für eine wirksame Mitarbeiterbindung müssen die Unternehmen mehr leisten als Versprechen. Mitarbeiterbindung erfordert durchdachte Strategien, und von denen stellen wir hier einige der modernsten vor.
Mitarbeiterbindungsstrategie Nr. 1: Realistische Entwicklungsmöglichkeiten
Unzufriedenheit mit dem Gehalt, eine schlechte Arbeitsatmosphäre und Firmenkultur sowie fehlende Entwicklungsmöglichkeiten gehören zu den häufigsten Kündigungsgründen. Das Gefühl, innerhalb der gegebenen Strukturen alles erreicht zu haben, was es zu erreichen gab, ist demotivierend und trägt zum beruflichen Burnout bei. Für viele Fachkräfte ist die persönliche und berufliche Entwicklung wichtiger als ein hohes Gehalt. In einigen Branchen wirkt sich der Unterschied zwischen einem hohen und einem etwas höheren Gehalt nicht so sehr auf die Arbeitszufriedenheit aus wie die zu bewältigenden Herausforderungen. Wer eine klare Entwicklungsperspektive vor sich hat, ist in der Regel zufriedener mit seinem Arbeitsplatz und verlässt ihn daher seltener.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 2: Mitarbeiter wertschätzen
Wir alle mögen es, wenn unsere Leistungen gewürdigt werden. Dies gilt sowohl für persönliche Beziehungen als auch – und das ist vielleicht am wichtigsten – für berufliche Beziehungen. Die (formelle oder informelle) Anerkennung von Einzel- oder Teamleistungen ist der Schlüssel zur Motivation der Mitarbeiter und zur Aufrechterhaltung der Arbeitsmoral. Die Leistungen der Mitarbeiter anzuerkennen, führt zu greifbaren Ergebnissen und macht den Arbeitsplatz menschlicher. Mit anderen Worten: Wessen Bemühungen wahrgenommen und gelobt werden, der oder die wird sich nicht wie eine weitere Zelle in der Excel-Tabelle des Unternehmens fühlen.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 3: Kompetenzentwicklung fördern
Die Probleme von heute erfordern moderne Lösungen. Das Standardmodell des Lernens in der Schule und auf dem Papier reicht in einer sich schnell verändernden Welt nicht mehr aus. Unternehmen nutzen zunehmend technologische Lösungen, um den Wissenstransfer und den Aufbau von Kompetenzen zu erleichtern. Wissensmanagementsysteme (LMS) rationalisieren Lernprozesse, indem sie Lehrkräften und Lernenden eine komfortable Plattform bieten. Die Verwendung eines maßgeschneiderten LMS ermöglicht es, Lernfortschritte zu verfolgen und gemeinsam Ressourcen zu nutzen. Das Ergebnis? Effektive Schulungen, bequemer Zugang zu Materialien und letztlich eine höhere Kompetenz der Mitarbeiter.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 4: Mikromanagement vermeiden
Mikromanagement ist ein Arbeitsmanagementstil, der darauf beruht, die Mitarbeiter so stark zu kontrollieren, dass kein gegenseitiges Vertrauen mehr herrscht. Die Folgen dieses Stils sind leicht vorhersehbar: Wenn die notwendige Freiheit und das Vertrauen am Arbeitsplatz fehlen, leidet die Produktivität. Um auf Makromanagement umzustellen, müssen Führungskräfte Aufgaben besser delegieren, realistische Erwartungen und Fristen setzen, Aufgaben nach Prioritäten ordnen und Feedback geben. Den Mitarbeitern mehr Freiheit bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu geben, trägt zu einer gesunden Arbeitsatmosphäre bei.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 5: Firmenkultur verbessern
Unzählige Stellenanzeigen enthalten Plattitüden über eine freundliche Atmosphäre, eine ausgeprägte Unternehmenskultur und andere angesagte Modewörter. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Natürlich ist an diesen Begriffen nichts auszusetzen, solange auch was dahinter steckt, sobald der Arbeitsvertrag unterzeichnet ist. Die Unternehmenskultur trägt dazu bei, Mitarbeiter zu binden, indem sie einen Ort der Chancengleichheit und des gegenseitigen Respekts schafft. Welche Vorteile ergeben sich daraus für den Arbeitgeber? Echtes Engagement und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter. Also, lieber Arbeitgeber, lassen Sie die abgedroschenen Slogans sein und konzentrieren Sie sich darauf, eine wirklich einladende und fördernde Arbeitsatmosphäre zu schaffen – zum Wohle Ihrer Mitarbeiter und zu Ihrem eigenen.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 6: Kulturelle Kompatibilität
Manchmal liegt es nicht an Ihnen, sondern an uns – charakterliche Inkompatibilität kommt nicht nur bei übereilt geschlossenen Ehen vor. Zwar sollten Kompetenz und fachliche Stärken die Hauptkriterien für die Auswahl eines Bewerbers sein, aber entscheidend ist auch, ob wir uns verstehen. Gemeinsam macht alles mehr Spaß – stimmt das? In den meisten Fällen ja. Im Allgemeinen bauen Unternehmen ihre Marktposition nicht auf, indem sie eigenwillige Genies einstellen und ihnen bequeme individuelle Arbeitsbedingungen bieten. Viel häufiger ist der Erfolg eines Unternehmens das Ergebnis der Bemühungen vieler Mitarbeiter, weshalb es oft ratsam ist, Teams mit kompatiblen Persönlichkeiten zu bilden. Brillante Einzelgänger und Individualisten, die sich schwer tun, Feedback anzunehmen, mögen zwar über viel Knowhow verfügen, aber sie können ein eingespieltes Team stören. Es gibt da den Ansatz “Hire for Attitude, Train for Skills” – frei übersetzt mit “Einstellung einstellen, Fähigkeiten ausbilden” – der Herb Kelleher zugeschrieben wird, einem der Mitbegründer der US-Fluggesellschaft Southwest Airlines. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Nun, selbst wenn man die besten Fachleute einstellt, sollte man die sozialen Kernkompetenzen der Kandidaten nicht außer Acht lassen.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 7: Das Vertrauen der Mitarbeiter gewinnen
Ohne Vertrauen gibt es keine verantwortungsvolle Führung. Wenn Sie ein Team oder eine ganze Organisation leiten, halten Sie Ihre Versprechen, sorgen Sie für eine klare Kommunikation und halten Sie Ihre Tür für Ihre Mitarbeiter offen (im wörtlichen oder übertragenen Sinne). Versuchen Sie, sich so zu verhalten, wie sie es von Ihren Mitarbeitern erwarten – versprechen Sie nur so viel, wie Sie geben können, und geben Sie mehr, als Sie versprechen (underpromise & overdeliver), und, was am wichtigsten ist: Enttäuschen Sie Ihre Mitarbeiter nicht.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 8: Work-Life-Balance
Work-Life-Balance ist eine dieser Floskeln, die häufig in Stellenanzeigen zu finden ist. Leider bestätigen sich die Vorurteile immer wieder. Wer, glauben Sie, wird effektiver sein und sich stärker für die Ziele des Unternehmens einsetzen: der Mitarbeiter, der gezwungen wird, auch noch nach Feierabend zu arbeiten und dienstliche E-Mails und Anrufe in seiner Freizeit zu beantworten, oder derjenige, dessen Privatleben als wichtig für sein Wohlbefinden respektiert wird? Solange Sie keine Roboter beschäftigen, sollten Sie von Ihren Mitarbeitern nicht erwarten, dass sie über ihre Grenzen hinaus arbeiten. Es gibt einen Grund, warum Unternehmen, die mit der 4-Tage-Woche experimentieren, große Erfolge in Bezug auf Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit verzeichnen. Sicherlich wird nicht jede Branche eine 36-Stunden-Woche einführen, aber die Zeit, die Ihre Teammitglieder zur Erholung und zum Leben brauchen, zu respektieren, ist der Schlüssel zu dem Gleichgewicht, das wir alle brauchen.
Strategie zur Mitarbeiterbindung Nr. 9: Angemessene Bezahlung
Es ist schön, sich beruflich zu verwirklichen, aber leider lassen sich mit Verwirklichung allein keine Rechnungen bezahlen. Abgesehen von den wenigen Glücklichen, die nur zur eigenen Zufriedenheit arbeiten, müssen die meisten von uns einen Lohn verdienen, um zu funktionieren. Niedrige Löhne werden als einer der Hauptgründe für Kündigungen genannt, während attraktive Gehälter einer der besten Anreize sind, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.
Bindungsstrategie Nr. 10: Fern-/Hybridarbeit
Einige Unternehmen versuchen nach der COVID-19-Pandemie, ihre Mitarbeiter wieder in ihre Büros zu holen. Das mag für einige Firmen funktionieren, aber da gibt es etwas, das Sie wissen sollten. Die Arbeit am festgelegten Arbeitsplatz ist eine gute Option für diejenigen, die gerne mit anderen Menschen zusammenarbeiten und die täglichen sozialen Interaktionen in der Firma vermissen. Andere vermissen es hingegen überhaupt nicht: diejenigen, die lieber von ihrem Lieblingsplatz aus zu arbeiten (oft einer bequemen Couch), in Gesellschaft ihrer Haustiere. Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, sollten Sie Ihre Mitarbeiter nicht zwingen, ins Büro zurückzukehren, wenn sie es nicht wollen. Aus der Ferne (oder hybrid) arbeiten zu können, ist für viele Fachkräfte ein Entscheidungsfaktor, und sie werden nicht zögern zu kündigen, wenn sie ihr Arbeitsmodell nicht frei wählen können.
Welche Strategien zur Mitarbeiterbindung sind 2023 sinnvoll?
In diesem Artikel haben wir nur 10 der verfügbaren Strategien zur Mitarbeiterbindung vorgestellt.
Es gibt noch mehr Möglichkeiten, Mitarbeiter zu binden. Die Liste der Dinge, die Manager und Unternehmer tun, um sicherzustellen, dass ihre Teams Bestand haben und die Mitarbeiter glücklich bleiben, ist lang. Von kleinen Annehmlichkeiten am Arbeitsplatz (psychologische Betreuung als Zusatzleistung? Sind Hunde im Büro willkommen?) über monatliche Erholungsurlaube bis hin zu Beteiligungen am Unternehmen gibt es mehr als einen Weg, um Mitarbeiter davon zu überzeugen, in der Firma Wurzeln zu schlagen.
Unternehmen konkurrieren darum, die besten Bewerber anzuziehen, Talente zu halten und die besten Bedingungen für ihre berufliche Entwicklung zu schaffen. Daher ist es entscheidend, die zur Verfügung stehenden Ressourcen, Instrumente und Methoden (wie die oben aufgeführten Ideen zur Mitarbeiterbindung) geschickt einzusetzen, um die besten Fachkräfte zu halten und ein gesundes Arbeitsklima zu schaffen.