Die Begriffe “Upskilling” und “Reskilling” sind mittlerweile zu Modewörtern geworden, die häufig synonym verwendet werden. In Wirklichkeit aber bedeuten sie unterschiedliche Dinge und sind auch nicht eins zu eins mit Weiterbildung und Umschulung übersetzbar. Sie spielen eine wichtige Rolle dabei, Beschäftigte auf die Herausforderungen von morgen vorzubereiten. In diesem Artikel werden wir Upskilling und Reskilling definieren, die Unterschiede beleuchten und herausarbeiten, warum es wichtig ist, seine Mitarbeiter durch diese transformativen Praktiken zu fördern. Für den Praxisbezug haben wir auch unseren Personalleiter zu seiner Meinung über die tatsächlichen Vorteile für Mitarbeiter und Unternehmen befragt. Lesen Sie weiter, um mehr über Upskilling und Reskilling zu erfahren und zu lernen, welche Herausforderungen und unbestreitbaren Vorteile sie mit sich bringen.
Was versteht man unter Upskilling und Reskilling?
Qualifikation und Flexibilität werden auf dem Arbeitsmarkt immer stärker nachgefragt und spornen Fachkräfte dazu an, der Zeit voraus zu sein und wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit dem technologischen Fortschritt und dem Wandel der Wirtschaft gewinnen ” Upskilling ” und ” Reskilling ” zunehmend an Bedeutung. Laut dem jüngsten Worldplace Learning Report von LinkedIn sind Upskilling und Reskilling zum wichtigsten Schwerpunkt von Lern- und Entwicklungsprogrammen (L&D) weltweit geworden. 59 % der L&D-Fachleute betrachten diese Themen nämlich als ihre oberste Priorität. Daher wollen wir uns die Definitionen von Upskilling und Reskilling näher ansehen und herausfinden, wie sie zur persönlichen und beruflichen Entwicklung beitragen.
Upskilling: sich verbessern, um relevant zu bleiben
Upskilling – frei übersetzt mit Fort- und Weiterbildung – meint die Entwicklung und Verbesserung der vorhandenen Fähigkeiten eines Mitarbeiters, um sich an die Veränderungen in der Branche, den technologischen Fortschritt und neu entstehende Arbeitsanforderungen anzupassen. Da neue Technologien und Methoden bestehende Arbeitsweisen kontinuierlich verändern, hat sich die Fort- und Weiterbildung zu einer wichtigen Strategie entwickelt, mit der Fachkräfte mit für den Unternehmenserfolg notwendigen Kenntnissen im Unternehmen gehalten werden können. Der große Bedarf an Weiterbildungsmaßnahmen ergibt sich aus dem dynamischen technologischen Fortschritt, der Globalisierung und den Trends eines wachsenden Marktes. Automatisierung, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen definieren Berufsrollen und Verantwortlichkeiten neu und machen einige Fähigkeiten obsolet, während sie gleichzeitig neue Kenntnisse erforderlich machen.
Einer der wichtigsten Aspekte der Fortbildung ist der Erwerb neuer Kenntnisse, die mit den bereits erworbenen Kompetenzen in Einklang stehen. Der Schwerpunkt liegt auf Fachwissen in Spitzentechnologien, Softwareanwendungen, Datenanalysetechniken oder anderen stark nachgefragten Spezialgebieten. Upskilling ermöglicht es Arbeitnehmern, in ihrem aktuellen Beruf relevant und auf dem Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben dem Erwerb neuer Kenntnisse geht es bei der Weiterbildung aber auch darum, die bereits erworbenen Fähigkeiten zu vertiefen. Innovative Verfahren zu lernen ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Fortbildung. In dem Maße, wie sich die Industrie weiterentwickelt, entstehen auch neue Methoden. Wer sich über die neuesten Trends auf dem Laufenden hält und innovative Ansätze einbezieht, kann seine Produktivität erheblich steigern. Außerdem ermutigt die Fortbildung den Einzelnen zu kreativem Denken.
Weiterbildungsmaßnahmen kommen zweifellos den Arbeitnehmern zugute, bringen aber auch den Firmen zahlreiche Vorteile. Unternehmen, die in die Entwicklung ihrer Mitarbeiter investieren, profitieren von einer besseren Mitarbeiterbindung, einer gesteigerten Leistung und einer höheren Arbeitszufriedenheit. Wenn Beschäftigte das Gefühl haben, in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützt zu werden, bleiben sie dem Unternehmen eher treu und tragen positiv zu dessen Erfolg bei.
Reskilling: neues Wissen erlangen und sich anpassen
Reskilling (manchmal mit Umschulung zu übersetzen) hingegen beinhaltet eine umfassende Veränderung, die darüber hinausgeht, die vorhandenen Fähigkeiten zu verbessern. Anders als beim Upskilling, bei dem es darum geht, die vorhandenen Fähigkeiten auszubauen, müssen sich Angestellte bei einer Umschulung völlig neue Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen, die einen Wechsel in eine andere Position oder einen anderen Beruf ermöglichen.
Eine Neuqualifizierung ist dann notwendig, wenn sich die Technologie rasant weiterentwickelt, sich die Wirtschaft verändert und wenn sich die Anforderungen des Unternehmens wandeln. Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) machen einige Berufe überflüssig. Daher kann Reskilling eine wichtige Option sein, wenn man auf dem Arbeitsmarkt bleiben und neue Berufe ergreifen möchte. In der Regel muss man in die Umschulung viel Zeit, Mühe und Ressourcen investieren. Es kann sein, dass man sich in Weiterbildungsprogramme einschreiben, eine Berufsausbildung absolvieren oder Online-Kurse besuchen muss, um die für den neuen Beruf erforderlichen Kenntnisse zu erwerben.
Eine Umschulung kann manchmal auch eine veränderte Denkweise erfordern. Der Übergang in eine neue berufliche Laufbahn kann eine Herausforderung sein, und mit den Veränderungen kommen auch viele Unsicherheiten. Man muss bereit sein, neue Konzepte zu erlernen, sich ungewohnten Herausforderungen zu stellen und aus seiner Komfortzone herauszutreten. Besonders hervorzuheben ist, dass das Reskilling nicht nur für den Einzelnen von Vorteil ist, sondern auch die Arbeitskräftelandschaft und die wirtschaftliche Stabilität maßgeblich beeinflusst. Da sich jede Branche weiterentwickelt und die Marktanforderungen sich ändern, bleiben die Arbeitnehmer durch Umschulungen anpassungsfähig. Sie können neue Aufgaben übernehmen und so die negativen Auswirkungen des technologischen Fortschritts auf den Arbeitsmarkt minimieren. Es entsteht eine flexiblere und widerstandsfähigere Belegschaft. Umschulungen schließen Qualifikationslücken und fördern ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.
Upskilling und Reskilling: Schwerpunkte, Anwendungsbereiche und Anwendung
Bei der Höherqualifizierung geht es in erster Linie darum, die Mitarbeiter über Branchentrends, Technologien und Best Practices auf dem Laufenden zu halten. Upskilling stellt sicher, dass die Beschäftigten in ihrer derzeitigen Rolle kompetent bleiben und besser für neue Herausforderungen gerüstet sind. Im Gegensatz dazu zielt Reskilling darauf ab, Arbeitnehmer auf völlig andere Arbeitsaufgaben vorzubereiten, häufig in wachstumsstarken Branchen mit einem erhöhten Bedarf an Fachkräften. Durch die Umschulung kann der Einzelne einen Karrierewechsel vollziehen und neue Chancen wahrnehmen.
Kurze Ausbildungs- oder Schulungsprogramme sind das gängige Mittel, um die Fähigkeiten einer Person zu erweitern. So kann die Weiterbildung in Workshops, Webinaren oder Online-Kursen erfolgen, die spezifische, für die aktuelle Tätigkeit relevante Kompetenzen verbessern. Umschulungsprogramme sind dagegen umfangreicher und verlangen von den Teilnehmern, dass sie sich eine ganze Reihe neuer Fähigkeiten aneignen. Diese Programme können umfassende Lehrgänge, Zertifizierungen oder sogar eine formale Ausbildung zum Erwerb von Fachwissen in einem neuen Bereich umfassen.
Upskilling wird eher bei Tätigkeiten angewandt, bei denen die Kernaufgaben relativ konstant bleiben, sich aber die verwendeten Werkzeuge, Techniken oder Technologien im Laufe der Zeit ändern können. Ein Grafikdesigner könnte sich zum Beispiel weiterbilden, um die neueste Designsoftware zu erlernen. Reskilling hingegen wird angewandt, wenn eine bestimmte Arbeitsaufgabe veraltet oder wenn ein Unternehmen seine Dienstleistungen diversifiziert, so dass seine Angestellten in neue Positionen wechseln müssen. Ein Beispiel wäre die Umschulung eines Fließbandarbeiters zum Datenanalysten als Reaktion auf die Automatisierung in der Fabrik.
Potenzielle Herausforderungen und unbestreitbare Vorteile
Upskilling und Reskilling haben sich als entscheidende Überlebensstrategien auf einem Arbeitsmarkt erwiesen, auf dem der rasante technologische Fortschritt Branchen und Berufe kontinuierlich umkrempelt. Diese Initiativen stellen das nötige Rüstzeug bereit, um auf dem Laufenden zu bleiben, in der aktuellen Position hervorragende Leistungen zu erbringen und bei Bedarf erfolgreich eine neue Laufbahn einzuschlagen. Doch wie jeder Transformationsprozess bringen auch Upskilling und Reskilling einige Herausforderungen mit sich. Wir haben mit Paulina Leja, HR-Managerin und Business Partner bei NeuroSYS, die potenziellen Hürden und unbestrittenen Vorteile besprochen, auf die Mitarbeiter und Unternehmen beim Up- und Reskilling stoßen können. Paulina hat uns auf folgende Punkte aufmerksam gemacht.
Die Herausforderungen:
- Zeit und Bereitschaft: Fortbildungen und Umschulungen erfordern oft viel Zeit und Mühe. Für Arbeitnehmer mit vollen Terminkalendern kann es schwierig sein, die neue Fertigkeiten zu erlernen, während sie gleichzeitig ihre beruflichen Aufgaben erfüllen müssen. Ein gut umgesetztes Change Management hilft, die Startschwierigkeiten abzufedern.
- Branchenrelevanz: Die erworbenen Fähigkeiten müssen den aktuellen und künftigen Anforderungen der Branche entsprechen. Die Weiterbildung und Umschulung der Mitarbeiter sollte daher gut geplant und auf die Unternehmensstrategie abgestimmt sein.
- Technologische und lernbedingte Hindernisse: Einigen Mitarbeitern fällt es schwer, sich an neue Technologien oder Lernumgebungen anzupassen. Das behindert ihre Fortschritte beim Erwerb neuer Fähigkeiten oder Kenntnisse. Eine steile Lernkurve kann ein echtes Hindernis sein, es sei denn, der Angestellte wird von seinem Vorgesetzten unterstützt.
- Angst vor Veränderungen: Eine neue Karriere oder der Erwerb neuer Fähigkeiten kann für manche Menschen entmutigend sein und die Angst vor dem Unbekannten wecken. Es kann auch dazu führen, dass sie ihre Komfortzone nicht verlassen wollen. Eine weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist die Angst vor dem Scheitern. Auch ihr kann durch effizientes Veränderungsmanagement entgegengewirkt werden. Positive Motivation bringt hervorragende Ergebnisse, wenn eine vielversprechende, aber dennoch anspruchsvolle Veränderung ansteht.
Die Vorteile:
- Beruflicher Aufstieg: Der Erwerb neuer Kompetenzen kann die Türen zu Beförderungen und Aufstiegsmöglichkeiten im Betrieb öffnen. Upskilling und Reskilling rüsten den Einzelnen mit begehrten Fähigkeiten aus und machen ihn anpassungsfähiger an den dynamischen Arbeitsmarkt und zu einer wertvollen Ressource für den Arbeitgeber.
- Höhere Arbeitszufriedenheit: Gut geschulte Mitarbeiter werden effektiver, was zu einer höheren Arbeitszufriedenheit und Erfolgserlebnissen führt. Darüber hinaus gewinnt das Unternehmen so Fürsprecher innerhalb des Unternehmens und nach außen, wenn sie positiv darüber sprechen, wie in die Entwicklung des Teams investiert wird.
- Unternehmerische Agilität: Unternehmen, die in die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren, profitieren von einer verbesserten Flexibilität und der Fähigkeit, effektiv auf neue Geschäftsanforderungen zu reagieren.
- Geringere Qualifikationslücken: Upskilling und Reskilling kann Qualifikationsdefizite überbrücken, denn die Belegschaft wird qualifizierter und kompetenter. Indem sie den Branchentrends und technologischen Entwicklungen immer einen Schritt voraus sind, können sich Beschäftigte und Unternehmen gegen mögliche Umwälzungen wappnen.
Investieren Sie in eine agile und kompetente Belegschaft
Sowohl Upskilling als auch Reskilling spielen eine entscheidende Rolle bei der kontinuierlichen Entwicklung Ihrer Mitarbeiter. Die Höherqualifizierung hilft, wettbewerbsfähig zu bleiben, und fördert Mitarbeiterbindung und Arbeitszufriedenheit. Gleichzeitig können sich Unternehmen so rasch an technologische Fortschritte und Veränderungen in der Branche anpassen, was die Produktivität steigert. Umschulungen hingegen ermöglichen es den Unternehmen, effektiv auf Umwälzungen zu reagieren. Sie fördern eine Kultur der Anpassungsfähigkeit und eröffnen den Mitarbeitern neue Karrierewege, was wiederum langfristige Loyalität und Engagement fördert. Zuverlässige und anpassungsfähige Mitarbeiter brauchen im Gegensatz zu neu eingestellten Beschäftigten keine Investitionen in die Einarbeitung, wenn sie eine neue Aufgabe übernehmen. Upskilling und Reskilling sind zwar mit einigen Herausforderungen verbunden, aber ihre unbestreitbaren Vorteile machen sie in der heutigen, schnelllebigen Welt unverzichtbar. Die vorgestellten Strategien sind unerlässlich, um sich auf dem dynamischen Arbeitsmarkt von heute zurechtzufinden. Durch die Kombination dieser beiden Ansätze können Unternehmen eine hochflexible und kompetente Belegschaft schaffen, die künftige Herausforderungen selbstbewusst in Angriff nehmen kann.